Eine kleine aber feine Weinlese findet dank dem warmen September und dem goldenen Oktober ein gutes Ende. Die Spätfröste im Frühjahr sowie Pilzkrankheiten und mehrere Hagelgewitter im Sommer haben die Ernte stark reduziert. Es sind rund 40 % weniger Trauben als im langjährigen Durchschnitt gelesen worden. Die Qualität der weissen Hauptsorte Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) liegt bei erfreulichen 76° Oechsle. Die rote Hauptsorte, die Blauburgunder, erreichten unerwartet gute 91° Oechsle. Die verschiedenen Spezialitäten-Rebsorten wie Chardonnay, Sauvignon blanc, Merlot oder Diolinoir sind in einer optimalen Qualität geerntet worden.
Der vergangene Winter hat selbst im Flachland ziemlich viel Schnee gebracht. Längerdauernde Kältewellen sind aber keine aufgetreten. Die tiefsten Temperaturen des ganzen Winters sind erst am 14. Februar gemessen worden. Umso erstaunlicher ist, dass bereits am 25. Februar unter Föhneinfluss Höchsttemperaturen von 21.4° C registriert worden sind.
Das eher turbulente Winterwetter verzögerte in manchen Rebbergen das Schneiden der Reben, so dass im März oft noch Reben geschnitten werden mussten. In den letzten Märztagen herrschte ungewöhnlich warmes Frühlingswetter. Während der Löwenzahn und die ersten Kirschbäume üppig aufblühten, reagierten die Reben noch kaum. Nur das Schwellen der Rebenknospen deutete an, dass der Austrieb unmittelbar bevorstand.
Doch soweit sollte es vorerst nicht kommen. Ein massiver Kaltlufteinbruch mit Schnee anfangs April führte zu einem längeren Wachstumsstopp. Der kälteste April seit rund 20 Jahren brachte viele Niederschläge, aber auch einige Spätfrostnächte. In etlichen Weinbauregionen und bei frühen Sorten mussten leichte bis mittlere Frostschäden in Kauf genommen werden.
Der Austrieb der Reben begann erst gegen Ende April. Die rötlich schimmernden Triebspitzen quollen rund drei Wochen später als im Vorjahr aus den schützenden Winterknospen.
Der eigentliche Wonnemonat Mai fiel für ein Mal dem vielen Regen zum Opfer. Die jungen Trieben wuchsen nur zögerlich. Nach Mitte Mai wurde es langsam etwas sonniger. Dennoch verspätete sich der Blühet um rund zehn Tage gegenüber einem normalen Jahr. Die Reben erreichten die Vollblüte während einer sonnigen Phase um den 20. Juni, so spät wie schon lange nicht mehr. Dank des wunderschönen Blühets waren die jungen Trauben mit vielen Beeren besetzt. Nun hatten die Winzerinnen und Winzer alle Hände voll zu tun. Immer wieder mussten die Triebe eingeschlauft werden. Kurz nach der Blüte erfolgte das Auslauben, damit die Trauben gut durchlüftet und die restlichen Blätter gut abtrocknen konnten. Gleichzeitig musste auch der Unterwuchs immer wieder gemäht werden.
Wer glaubte, dass es in den Sommermonaten etwas ruhiger würde in den Rebbergen sah sich arg getäuscht. Einerseits verursachten Pilzkrankheiten trotz fachmännischem Pflanzenschutz immer wieder Infektionen an Trauben und Blättern, anderseits traten ungewöhnlich viele Hagelgewitter auf. Leider führte dies in einigen Regionen, namentlich im Rheintal zu teils grösseren Ertragsausfällen.
Die Reifephase setzte erst gegen Mitte August zögerlich ein. Zum grossen Glück nahm die Niederschlagshäufigkeit massiv ab und sonniges Spätsommerwetter stellte sich ein.
Die ersten reifen Trauben der Sorte Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) wurden am 21. September in Walenstadt gelesen. Das ist fast drei Wochen später als im Vorjahr. Die Hauptlese des Riesling-Silvaners fand zwischen Ende September und anfangs Oktober statt. Die Ernte der weissen Trauben verlief weitgehend problemlos. Der Leseaufwand war enorm gross, mussten doch in den Hagelgebieten von jeder Traube sorgfältig die verletzten Beeren entfernt werden. Für die meisten Winzer war die Erntemenge enttäuschend gering. Sehr erfreulich ist aber die Qualität der Trauben ausgefallen.
Das Kantonsmittel beträgt beim Müller-Thurgau (Riesling-Silvaner) gute 76° Oechsle. Die Erntemenge liegt bei 76’000 kg Trauben. Im Durchschnitt sind pro Quadratmeter knapp 300 Gramm Trauben gelesen worden: So wenig wie noch nie. Der diesjährige Ertrag der Sorte Müller-Thurgau liegt um rund 40 Prozent unter dem langjährigen Mittel.
Die Ernte der Blauburgunder begann in den letzten Septembertagen und dauerte bis Ende Oktober. In der ersten Reifephase wurden vor allem die Trauben für die Schaumwein- und Federweiss-Produktion geerntet. Dank diesen Vorlesen wurden die Rebstöcke entlastet und die restlichen Trauben konnten sich optimal entwickeln. Der ungewöhnlich sonnige, ja gar goldene Oktober, hat vieles wieder gut gemacht. Ein grosser Teil der Blauburgunder-Trauben und viele Spezialitätensorten sind erst nach Mitte Oktober geerntet worden. Die Oechslegrade sind von Tag zu Tag höher ausgefallen und die Säurewerte rasch gesunken. Der krönende Weinleseabschluss brachten gegen Ende Oktober die Spätlesen mit Oechslegraden von teilweise über 100°. Ein wahrlich kaum gehoffter Ausgang dieses bereits ungewöhlichen Weinjahres.
Die amtliche Weinlesekontrolle hat beim Blauburgunder im Durchschnitt gute 91° Oechslerade gemessen. Daraus lässt sich ein eleganter, typischer Pinot Noir keltern. Die geerntete Menge der wichtigsten roten Traubensorte liegt bei 320’000 Kilogramm, bzw. bei knapp 300 Gramm pro Quadratmeter. Auch die Blauburgunderernte liegt rund 40% unter dem langjährigen Durchschnitt.
Im Kanton St. Gallen werden heute neben den beiden Hauptsorten rund dreissig weitere Rebsorten angebaut. Dieser Anteil an roten und weissen Spezialitäten nimmt von Jahr zu Jahr zu. Immerhin machen diese Spezialitäten bereits einen Drittel der Traubenernte aus.
Der Anbau von krankheitstoleranten Rebsorten, sogenannte PIWI-Sorten, nimmt von Jahr zu Jahr zu. Diese recht robusten Sorten benötigen ebenfalls einen Pflanzenschutz, müssen aber weniger oft behandelt werden. Es ist wünschenswert, dass sich diese Sorten auf dem Markt mehr und mehr durchsetzen können. Die Winzer jedenfalls sind bereit neue Sorten anzubauen. Dazu gehören beispielsweise Johanniter, Seyval blanc oder Souvignier gris. Bei den roten Sorten sind es Divico, Cabernet Jura, Léon Millot und Maréchal Foch.
Bei den Europäer Rebsorten haben sich diesen Herbst Sauvignon blanc und Chardonnay mit vorzüglichen Qualitäten behaupten können. Die zweithäufigste rote Sorte im Kanton St. Gallen ist nach wie vor Merlot. Es ist höchst erstaunlich, wie sich diese hervorragende Qualitätswein-Rebsorte in den vergangenen Jahren etabliert hat
Die jungen Weissweine zeigen bereits eine erstaunliche Fruchtigkeit und Frische. Die Konsumenten dürfen sich auf elegante und filigrane Weissweine freuen. In den rund fünfundzwanzig St. Galler Kellereien entwickeln sich aber auch die Rotweine sehr schön. Es ist erstaunlich wie sich die Jungweine bereits in den ersten Wochen im Keller entwickeln, sie es Stahltank, im grossen Holzfass oder im kleinen Barrique.
Es wird noch eine Weile dauern bis aus diesen Rohdiamanten, wunderschön ausbalancierte Weine abgefüllt werden können. Auf jeden Fall dürfen wir auf den Jahrgang 2021 gespannt sein. Ganz nach dem Motto: klein aber fein
Die Teilnahme an Weinprämierungen ist für viele Winzer ein wichtiges Instrument, um das eigene Schaffen zu reflektieren. Selbstverständlich weiss jeder Teilnehmer, dass es neben der aussergewöhnlichen Qualität auch das nötige Glück braucht, um schlussendlich eine Medaille zu erringen.
An den diesjährigen Weinprämierungen haben die folgenden St. Galler Kelterungsbetriebe Gold- oder Silbermedaillen für ihre Weinspezialitäten gewonnen: